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07.09.2024

Die Uhren-Lünette

Was ist das und welche Funktionen hat sie?


Lünetten sehen an Uhren nicht nur schick aus, sondern haben auch ganz spezielle Funktionen. Im Falle der Taucheruhr war die Lünette früher sogar lebenswichtig!
In diesem Artikel geht es darum, was eine Lünette überhaupt ist und welche Funktionen und Besonderheiten die Lünetten der verschiedenen Uhrentypen haben.

Was ist die Lünette? 


Die Lünette ist der Teil des Uhrengehäuses, der das Uhrenglas umrandet. Dieser äußere Ring ist entweder fest verbauten oder drehbar. Die Lünette kann entweder etwas breiter sein und verschiedene Markierungen haben oder sie ist schmal und schmucklos.


Das Wort Lünette kommt vom französischen lunette, was Brille oder Fernglas bedeutet. Manchmal werden auch Aufdrucke auf dem Ziffernblatt fälschlicherweise als innenliegende Lünette bezeichnet.

Die Funktion der Lünette

vielfältiger als gedacht


Je nach Uhrenart unterscheiden sich die Lünetten und haben unterschiedliche Funktionen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass die Uhr durch bestimmte Markierungen oder Skalen auf der Lünette in Kombination mit dem Minuten- und Stundenzeiger sowie durch Aufdrucke auf dem Ziffernblatt zu einem praktischen Helferlein wird. So lassen sich mit Uhren beispielsweise Geschwindigkeiten berechnen, Himmelsrichtungen anzeigen, Abtauchzeiten markieren, Flugzeuge navigieren oder die Zeit stoppen bzw. runterzählen (Countdown). Auch Multiplikation, Division und das Umrechnen von Einheiten ist mittels spezieller Lünetten möglich.

Die Lünette
einer Taucheruhr


Heutzutage werden zum Tauchen meistens Tauchcomputer verwendet. Als die Technologie noch nicht so weit fortgeschritten war, hatten Taucheruhren bzw. die Lünette der Taucheruhr die Aufgabe die Abtauchzeit zu markieren. 

Taucher markierten dazu kurz vor dem Abtauchen mit dem leuchtenden Dreieck auf der Drehlünette die aktuelle Position des Minutenzeigers, sodass sie für die nächsten 60 Minuten genau wussten, wie lange sie schon tauchen und wie lange das Atemgas aus der Flasche noch reicht. Je nach Modell haben Taucherlünetten 60 oder 120 Klicks, sodass die Abtauchzeit entweder auf die Minute oder halbe Minute genau eingestellt werden kann. 

 Die Lünetten von Taucheruhren sind unidirektional, also nur in eine Richtung drehbar. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme, die es seit den 60-er Jahren gibt. Dadurch, dass sich der Drehring von Taucherlünetten nur in eine Richtung drehen lässt, wird die verbleibende Tauchzeit nur verkürzt und nicht verlängert. Eine unbeabsichtigt verlängerte Tauchzeit ist für Taucher lebensgefährlich, da ihnen so das Atemgas ausgehen könnte, bevor sie die rettende Wasseroberfläche erreicht haben.

Automatik-Taucheruhr von Circula aus den 70-ern und Circula AquaSport II

Die Lünette
einer Fliegeruhr 


Anders als die Lünette der Taucheruhr ist die Lünette der Fliegeruhr bidirektional, das heißt, dass sie in beide Richtungen gedreht werden kann. Fliegerlünetten werden auch heute noch von vielen Piloten benutzt, die auf Sichtflug fliegen. 

Genau wie bei Taucherlünetten wird dafür auch beim Start der aktuelle Stand des Minutenzeigers als Nullpunkt markiert. Während des Sichtflugs wird dann anhand der vergangenen Minuten, einer Karte und markanten Merkmalen der Landschaft, wie z.B. Kirchtürme, Autobahnkreuze, Hügelketten oder Seen navigiert. 

Fliegerlünetten für den Sichtflug müssen sich mit Handschuhen bedienen lassen und mindestens eine nachleuchtende Markierung haben. Die Lünette lässt sich außerdem, wie oben bereits geschrieben, in beide Richtungen drehen und somit schneller einstellen als die unidirektionale Taucherlünette.

Die Rechenschieber-Lünette  


Eine praktische Funktion, über die manche Fliegeruhren verfügen, ist die Rechenschieberlünette. Damit lassen sich nicht nur Multiplikationen und Divisionen durchführen, sondern z.B. auch Meilen in Kilometer oder Euro in Dollar umrechnen sowie mittels Dreisatz Sinkflugraten oder Treibstoffverbrauch berechnen.

Die Chronographen-Lünette mit Tachymeterskala


Chronographen haben im Gegensatz zu Flieger- und Taucheruhren eine Stoppuhrfunktion und meistens auch eine festsitzende Lünette mit Tachymeterskala. 

Damit lässt sich beispielsweise die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Fahrzeugs messen. Hierfür wird die Zeit gestoppt, die für einen Kilometer benötigt wird. Bei 20 Sekunden beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit beispielsweise 180 km/h, bei 30 Sekunden 120 km/h. 

 Dieser Wert kann einfach abgelesen werden.

Die GMT-Lünette


Diese Lünette ist besonders für Weltenbummler, Geschäftsreisende oder Bürostuhlakrobaten mit viel internationalem Kontakt sehr praktisch. Uhren mit GMT-Funktion haben oftmals eine zweifarbige Lünette, um Tag und Nacht zu unterscheiden sowie einen Extrazeiger, den sogenannten GMT-Zeiger, der sich vor allem bei neueren Uhrenmodellen separat einstellen lässt und das Ziffernblatt innerhalb von 24 Stunden einmal umkreist. Mit GMT-Uhren kann man zwei bzw. bei separat einstellbarem GMT-Zeiger auch drei Zeitzonen gleichzeitig darstellen. 

Für zwei verschiedene Zeitzonen wird die Ortszeit normal über den Stundenzeiger eingestellt und die Lünette (bei einem nicht verstellbaren GMT-Zeiger) auf die entsprechende Uhrzeit der gewünschten Zeitzone gestellt. 

Will man drei verschiedene Zeitzonen anzeigen, dann benötigt man einen separat verstellbaren GMT-Zeiger. Dieser wird dann für die entsprechend Zeitzone eingestellt. Wenn bei der gewünschten Zeitzone beispielsweise 14 Uhr ist, dann wird der GMT-Zeiger auf 7 Uhr gestellt. 

Um die dritte Zeitzone einzustellen, wird die Lünette, wie oben beschrieben, am GMT-Zeiger ausgerichtet. Jetzt muss man sich nur noch merken, welche Zeitzone was ist…

Die Countdown-Lünette


Im Gegensatz zu den geläufigen Countup-Lünetten von Flieger- oder Taucheruhren ist bei der Countdown-Lünette die Minuteneinteilung entgegen dem Uhrzeigersinn. 

 Solche Lünetten finden sich häufig bei Militäruhren. Sie sind im Alltag sehr praktisch, um beispielsweise die verbleibende Parkzeit abzulesen ober wie lange die Frühstückseier noch brauchen.

Die Kompass-Lünette 


Für die Kompass-Funktion gibt es spezielle, drehbare Lünetten, auf der die vier Himmelsrichtungen markiert sind. Um mit einer Kompasslünette die Himmelsrichtung herauszufinden, richtet man den Stundenzeiger auf die Sonne aus und dreht, wenn man auf der Nordhalbkugel ist, die Lünette so lange, bis die Südmarkierung genau zwischen 12 Uhr (bzw. 1 Uhr bei Sommerzeit) und dem Stundenzeiger steht. Jetzt kann man die Himmelsrichtung einfach ablesen.

Dieser Trick funktioniert auch ohne Kompasslünette. Auch hier richtet man den Stundenzeiger an der Sonne aus und Süden ist genau zwischen 12 bzw. 1 Uhr und dem Stundenzeiger. 

 Auf der Südhalbhalbkugel muss man etwas umdenken. Dort richtet man den Stundenzeiger ebenfalls nach der Sonne aus, aber auf halber Stecke zwischen 12 bzw. 1 Uhr und dem Stundenzeiger ist dann der Norden.

Die Uhr als Kompass (Winterzeit auf der Nordhalbkugel)